Geschichte der Universit?t Augsburg
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Eine kleine Geschichte der Universit?t Augsburg ? ?
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von Universit?tsarchivar Dr. Werner Lengger
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Die erste Universit?t in Bayerisch-Schwaben stand nicht in Augsburg ?
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Die Universit?t Augsburg war bei ihrer Gründung 1970 nicht die erste h?here Bildungsst?tte im Gebiet des heutigen Bayerisch-Schwaben. Der Initiative des Kemptener Fürstabts Wolfgang von Grünenstein ist die Gründung einer ersten Universit?t im Reichsstift Ottobeuren im Jahre 1543 zu verdanken ("Academia Ottemburana")[1]. Diese erste Universit?tsgründung im ?stlichen Schwaben, die gemeinsam vom Fürststift Kempten sowie den acht schw?bischen Benediktinerabteien Ottobeuren, Donauw?rth, Elchingen, Irsee, Ochsenhausen, Weingarten, Wiblingen und Zwiefalten getragen wurde, entsprang dem Interesse der kirchlichen Obrigkeit, angesichts der um sich greifenden Reformation über eine verl?ssliche Ausbildungsst?tte für den Klerus verfügen zu k?nnen. Die von Anfang an bestehenden Probleme werden in der bereits 1544 erfolgten Verlegung in das Kloster Elchingen deutlich. Mit der Verwüstung des Klosters im Zuge des Schmalkaldischen Krieges 1546 ging auch die erste Universit?t zugrunde. Bereits 1549 gründete jedoch der Augsburger Bischof Otto Truchse? von Waldburg an seinem Residenzort Dillingen ein "Collegium litterarum", das mit p?pstlicher und kaiserlicher Best?tigung? 1551/53 in den Rang einer Universit?t erhoben wurde, die 1554 ihre feierliche Er?ffnung erlebte.[2] Nachdem zun?chst die Dominikaner die Betreuung übernommen hatten, übergab sie der Bischof 1563/64 den Jesuiten. Wie die erste Gründung in Ottobeuren verband sich auch mit der Universit?t Dillingen die Intention, für die Ausbildung eines rechtgl?ubigen und qualifizierten Pfarrernachwuchses Sorge zu tragen. Daneben sollte auch dem katholischen Adel Süddeutschlands eine gegenüber den Einflüssen der Reformation abgeschottete Erziehungs- und Bildungsst?tte zur Verfügung gestellt werden. In Dillingen bestand zun?chst nur eine artistische und eine theologische Fakult?t, 1615/29 kam eine juristische Fakult?t hinzu. Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden Ans?tze für eine medizinisch-chirurgische? Abteilung, die allerdings wohl keine gr??ere Wirkung mehr entfalten konnte. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 bedeutete noch nicht das Ende der Universit?t zu Dillingen; bis zu ihrer endgültigen Aufhebung im Zuge der S?kularisation 1803 unterstand sie der landesherrlichen Verwaltung des Augsburger Fürstbischofs. Seit 1804 wurde die Bildungseinrichtung als nunmehr bayerisches Lyzeum weitergeführt und 1923 in eine Philosophisch-Theologische Hochschule – allerdings ohne Promotions- und Habilitationsrecht – umgewandelt.[3] Mit der Aufl?sung der Hochschule 1970 endete die über 400 Jahre w?hrende Hochschultradition in der kleinen Stadt an der Donau. Mit der ?bertragung der Lehrstühle und der ?bernahme der Professoren in die neu gegründete Universit?t Augsburg entstand eine Traditionslinie von der Universit?t Dillingen zur neuen Alma Mater am Lech, die angesichts der betont konfessionellen Ausrichtung des ehemaligen Dillinger Instituts freilich innerhalb der Universit?t Augsburg nicht immer ungeteilte Zustimmung fand.[4] ?
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Frühe Bestrebungen einer Universit?tsgründung in Augsburg ?
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Wohl nicht mehr als eine Episode stellten die Bestrebungen einiger Honoratioren der Stadt im Jahre 1947 dar, eine katholische Universit?t in Augsburg zu gründen, die sich an die 1834 als Lyzeum gegründete und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebte Philosophische Hochschule bei St. Stephan (Bezeichnung seit 1923)[5] anlehnen sollte. Nach dem Bericht eines Teilnehmers der zu diesem Zwecke im dortigen Kloster einberufenen Versammlung war es jedoch gerade der Abt P. Gregor Lang, der solchen Pl?nen unter Hinweis auf die erfolgreich praktizierte konfessionelle Parit?t in Augsburg eine klare Ansage erteilte.[6] Bereits kurz darauf, n?mlich in den Jahren 1948/49 fanden die Planer für eine Hochschulgründung in Augsburg neue Verbündete in vertriebenen Mitgliedern der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgel?sten Deutschen Universit?t in Prag, die sich sehr interessiert daran zeigten, die Tradition der 1348 gegründeten und damit ?ltesten Universit?t im deutschen Sprachraum durch eine Fortführung bzw. Wiederbegründung in Augsburg fortzusetzen.[7] Neben einer vom ehemaligen Dekan der Juristischen Fakult?t der Prager Universit?t, Prof. Dr. Wilhelm Weizs?cker, verfassten "Denkschrift über die Wiedererrichtung der juristischen und philosophischen Fakult?t der deutschen Karlsuniversit?t in Prag in Augsburg"[8], die dem Augsburger Oberbürgermeister Müller überreicht wurde[9], stellten vor allem die vom 31. August bis 4. September 1949 stattfindenden "Augsburger Hochschultage", die der ?rtliche????? Adalbert-Stifter-Verein zusammen mit der Augsburger Akademie veranstaltete, einen ?ffentlichkeitswirksamen H?hepunkt dieser Bemühungen dar. Allerdings hatten sich die Interessen der ehemaligen Prager Universit?tsangeh?rigen zu diesem Zeitpunkt bereits in Richtung auf eine vierte bayerische Landesuniversit?t in Regensburg verschoben, so dass die Augsburger Initiatoren für eine schw?bische Universit?t diesen Verbündeten rasch wieder verloren. Unabh?ngig von den Bemühungen um eine Universit?tsgründung waren bereits 1948 aus Kreisen der CSU-Fraktion im Augsburger Stadtrat sowie der Handwerkskammer Forderungen nach der Errichtung einer Hochschule für Lehrerbildung am Lech laut geworden.[10] ?
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Auf dem Weg zur Universit?t Augsburg ?
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Sp?testens um 1960 erhielten die Pl?ne für eine Universit?tsgründung neue Impulse. Auf dem Hintergrund einer entsprechenden Empfehlung des Wissenschaftsrates konzentrierten sich die Bemühungen nun auf die Errichtung einer 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏izinischen Akademie in Augsburg, die ein Beschluss des Bayerischen Landtags aus dem Jahre 1962 auch vorsah.[11] Zugunsten einer zweiten 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏izinischen Fakult?t in München, die nun an der Technischen Universit?t installiert wurde, gab man dieses Vorhaben vor allem aus Kostengründen jedoch wieder auf. Mitte der 1960er Jahre konzentrierten sich die Bemühungen dann auf die Errichtung einer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Hochschule. Getragen und gef?rdert und zugleich konsequent und engagiert vorangetrieben wurden diese Bemühungen vom "Schw?bischen Hochschulkuratorium", dem namhafte Pers?nlichkeiten aus dem bayerisch-schw?bischen Raum angeh?rten.[12] Den Vorsitz dieses Gremiums, dessen Gründungsversammlung am 15. M?rz 1966 in der Leonhardskapelle in der Fuggerei stattfand, übernahm Joseph Ernst Fürst Fugger von Gl?tt. Aus diesem Kuratorium entwickelte sich schlie?lich die am 26. Juni 1969 gegründete "Gesellschaft der Freunde der Universit?t Augsburg".[13] Am 12. Juli 1966, also nur wenige Wochen nach der Gründung des Schw?bischen Hochschulkuratoriums, beschloss der bayerische Landtag die Einführung eines wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Studiums in Augsburg. Die zun?chst noch offene Frage, ob der Studiengang einer anderen Universit?t als Fakult?t angegliedert oder im Zuge einer neu zu gründenden Hochschule errichtet werden solle, entschied sich rasch zugunsten einer eigenst?ndigen L?sung. Der am 4. November 1966 berufene Gründungsausschuss unter Leitung des bayerischen Kultusministers Dr. Ludwig Huber legte am 23. Februar 1968 seine Empfehlungen zu Struktur und Studienprogramm vor. Mit Datum vom 22. Mai 1969 wurde der Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universit?t München, Prof. Dr. Louis Perridon, zum Gründungsbeauftragten bestellt. Im Herbst 1969 brachte die Bayerische Staatsregierung den Entwurf eines Gründungsgesetzes für eine wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Hochschule mit Erweiterungsm?glichkeiten in den Kulturpolitischen Ausschuss zur Beratung ein. Die Beratungen führten schlie?lich zu dem Ergebnis, dem Landtag die Errichtung der Universit?t Augsburg vorzuschlagen. Sie sollte zun?chst den Lehrbetrieb im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aufnehmen, weitere Fachbereiche sollten angegliedert werden. Das vom Landtag auf dieser Grundlage am 18. Dezember 1969 beschlossene Gesetz trat am 1. Januar 1970 in Kraft. Dass es 1970 zur Gründung einer Universit?t in Augsburg kam, lag nicht zuletzt an einer Neuorientierung der bayerischen Hochschulpolitik, die sich eine Regionalisierung des Hochschulwesens mit dem Ziel gleicher Bildungschancen für die Bewohner aller Regierungsbezirke als Ziel setzte. Hinzu kam die in einigen F?chern dringend notwendige Entlastung der alten bayerischen Universit?ten durch Neugründungen. Initiierend wirkten ferner ?berlegungen zu einer Universit?tsreform in der Auseinandersetzung mit den Ideen der studentischen Protestbewegung der sp?ten 60er Jahre.[14] Das Konzept für eine neue Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Hochschule hatte bereits Mitte der 60er Jahre der sp?tere Augsburger Gründungspr?sident Prof. Dr. Louis Perridon erarbeitet und dem Kultusministerium vorgelegt. Dieses Konzept zielte auf ein reformiertes Studium ab, das sich nicht an einer der etablierten bayerischen Universit?ten umsetzen lie?, sondern nach einer Neugründung verlangte.[15] Konstitutive Elemente dieses Konzepts waren unter anderem der Unterricht in Kleingruppen sowie die Integration von ?konomie und Sozialwissenschaften in Forschung und Lehre. Die Gründungsempfehlungen waren darüber hinaus von den Zielen gepr?gt, die gesellschaftliche Relevanz und Berufsbezogenheit der angebotenen Studieng?nge sicherzustellen, die Anwendung der modernsten didaktischen Lehr- und Arbeitsmethoden festzuschreiben und dem Bedürfnis nach dem sog. ?st?ndigen Lernen? durch die Einführung eines Kontaktstudiums entgegenzukommen. Mit dem Ziel einer m?glichst hohen Effizienz sollte z. B. eine organisatorische Trennung des Forschungs- und des Lehrbereichs vorgenommen werden; auch die Aufteilung des Senats in sachkompetente und beschlie?ende Pr?sidialausschüsse sowie die Einführung der Fachgruppen als Ebene unterhalb der Fachbereiche ist in diesem Zusammenhang zu sehen.? Dem sich im Lauf der Planungen für eine Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Hochschule schon bald abzeichnenden Trend zum Ausbau zu einer Volluniversit?t kamen ?berlegungen zur Integration der Philosophisch-Theologischen Hochschulen sowie der P?dagogischen Hochschulen in die Universit?ten in Bayern zugute. Die Notwendigkeit, die überfüllte Münchner Juristenfakult?t zu entlasten, und das Konzept für eine reformierte Juristenausbildung, für die sich eine neu gegründete Universit?t und Fakult?t ideal eigneten, trugen das ihre zu dieser für die Universit?t Augsburg erfreulichen Entwicklung bei. Bereits als sich die Gründung einer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Hochschule abzuzeichnen begann, hatten auch in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Dillingen ?berlegungen hinsichtlich der eigenen Zukunft eingesetzt. Insbesondere wegen des fehlenden Promotions- und Habilitationsrechts hatte die Dillinger Hochschule an Attraktivit?t verloren, die Studentenzahl nahm von Semester zu Semester ab. So verwundert es auch nicht, dass die Dillinger Studenten zu den treibenden Kr?ften für eine Angliederung der Hochschule als Katholisch-Theologische Fakult?t an die Universit?t Augsburg z?hlten. Nachdem schlie?lich auch die Bedenken des Heiligen Stuhls gegen die Errichtung einer vierten theologischen Fakult?t in Bayern ausger?umt werden konnten, kam es am 17. September 1970 zum Vertragsabschluss zwischen dem Freistaat Bayern und dem Heiligen Stuhl. ?hnlich wie im Falle der Juristen gründeten die ?berlegungen für die Errichtung der Philosophischen Fakult?ten insbesondere in der ?berlastung der Münchner Universit?t bei der Ausbildung der Lehrer für die Gymnasien und Realschulen. Mit der Zustimmung des Heiligen Stuhls zur Simultanisierung der nach dem Konkordat von 1924 konfessionell gepr?gten P?dagogischen Hochschulen stand auch einer Eingliederung der P?dagogischen Hochschule Augsburg in die Universit?t nichts mehr im Wege. Sie erfolgte durch Gesetz vom 12. Juli 1972. ?
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Die Anf?nge seit 1970 ?
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Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden waren, stand der konkrete Aufbau der Universit?t im Mittelpunkt der Bemühungen. In weniger als neun Monaten die Aufnahme des regul?ren Studienbetriebs vorzubereiten, war die Aufgabe der Universit?tsverwaltung, die seit April 1970 zun?chst provisorisch in beengten R?umlichkeiten der Bezirksfinanzdirektion am Fronhof untergebracht war. Zur Unterbringung – zun?chst vor allem des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fachbereichs sowie der Universit?tsbibliothek – wurden ehemalige Industriegeb?ude an der Memminger Stra?e und Eichleitnerstra?e angemietet bzw. angekauft. Der Katholisch-Theologische Fachbereich fand im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in G?ggingen sowie im Dominikanerkloster Heilig Kreuz eine erste Bleibe. Bereits zum 1. Mai 1970 konnten die ersten fünf Lehrstühle des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fachbereichs besetzt werden. Der bisherige Gründungsbeauftragte, Prof. Dr. Louis Perridon, wurde zum 1. August 1970 als Gründungspr?sident bestellt. Am? 18. August errichtete das Staatsministerium einen ?bergangsausschu? als vorl?ufigen Senat mit beratender Funktion und am 1. Oktober des Jahres wurde in Person von Dr. Dieter K?hler der erste Kanzler der Universit?t Augsburg ernannt. Es folgte am 16. Oktober 1970 die feierliche Er?ffnung der Universit?t durch den Staatsminister für Unterricht und Kultus. Einen Tag zuvor war auch bereits ein Katholisch-Theologischer Fachbereich errichtet und waren drei Lehrstuhlinhaber berufen worden.[16] Im Sinne einer Pr?zisierung ist hinzuzufügen, dass die Lehrveranstaltungen des Katholisch-Theologischen Fachbereichs noch bis zum Ende des zweiten Trimesters 1971 in den Geb?uden der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen stattfanden. Erst danach schloss die Hochschule zugunsten des in Augsburg neu errichteten Fachbereichs endgültig ihre Pforten.
Der Lehrbetrieb seit dessen Aufnahme am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fachbereich am 12. Oktober 1970 wurde überschattet von Auseinandersetzungen um die innere Struktur der Universit?t, wie sie sich in der Satzung konkretisierte.[17] Die Frontlinien verliefen dabei teilweise zwischen Universit?t und Ministerium, teilweise aber auch innerhalb der Universit?t.[18] Pr?sident Perridon litt darunter, dass er einerseits Loyalit?t gegenüber dem Kultusministerium zu üben hatte, gleichzeitig aber als erster Repr?sentant der Universit?t die?Interessen der Universit?t und der mit ihrer Gründung verbundenen Konzeption gegenüber dem Ministerium zu vertreten hatte. Nicht selten fand sich Perridon dabei zwischen allen Stühlen. Eine Klage des wissenschaftlichen Mitarbeiters Feuerstack gegen das Errichtungsgesetz und die ministeriellen Entschlie?ungen zur Organisation der Universit?t führte bis vor den Bayerischen Verfassungsgerichtshof. W?hrend sich Gründungspr?sident und ?bergangsausschuss in den Verhandlungen mit der Staatsregierung hinsichtlich der geplanten Struktur- und Reformelemente weitgehend durchsetzten, entschied sich der bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus in der Frage der Zusammensetzung der Kollegialorgane für eine absolute Mehrheit der Professoren und damit gegen die von der Universit?t favorisierte funktionale Vertretung aller Mitgliedergruppen bei einer nur relativen Mehrheit der Gruppe der Professoren. Die M?glichkeit der verfassten Studentenschaft wurde entgegen den Vorstellungen des Pr?sidenten nicht vorgesehen. Am 18. Februar 1972 trat die vorl?ufige Regelung der Verfassung der Universit?t in Kraft. Mit ihr wurden einige Neuerungen vorweggenommen, die 1973 Eingang in das Bayerische Hochschulgesetz fanden. Manche Kritiker veranlasste dies dazu, in der Universit?t Augsburg nicht zuletzt ein "Experimentierfeld der bayerischen Hochschulpolitik" zu sehen.[19] In jedem Fall waren die ersten Jahre neben der noch unklaren Rechtsgrundlage dadurch belastet, dass die Gesamtstrukturplanung wie auch die Einzelplanungen nicht vor Er?ffnung der Universit?t? abgeschlossen waren, so dass zus?tzlich zur Ausbildung der Studenten auch noch grundlegende Aufbauarbeit zu leisten war, wobei die anzustrebenden Ziele vielfach erst in einem z?hen Ringen innerhalb der Universit?t und mit dem Kultusministerium formuliert werden mussten. In seinem Jahresbericht 1972/73 ?u?erte der Pr?sident sogar die Befürchtung, dass eines der Kernelemente der Reform, das Kleingruppenkonzept, wieder aufgegeben werden müsse, weil nahezu an keinem Fachbereich eine ad?quate Ausstattung gegeben sei.[20] Zu den bedeutendsten Reformelementen, die mit der Universit?t Augsburg verbunden waren, z?hlte die einstufige Ausbildung der Juristen, die nach heftigen und jahrelangen Diskussionen in der Fachwelt? an dem am 8. Oktober 1971 errichteten Juristischen Fachbereich erstmals in der Bundesrepublik eingeführt und deshalb auch als ?Augsburger Modell? bekannt wurde. [21] Neu war ferner das unter der Leitung von Psychologen und Verhaltenstherapeuten stehende Beratungszentrum. Auch mit der berufsbegleitenden Fortbildung in Form des universit?ren Kontaktstudiums als dritter Aufgabe neben der akademischen Lehre und wissenschaftlichen Forschung betrat die Universit?t Augsburg Neuland. Sowohl hinsichtlich ihrer organisatorischen Gestaltung wie des materiellen Studienkonzepts kam der Universit?t Augsburg also die Rolle einer Reformhochschule zu. Der Aufbau der Universit?t fand 1972 mit der relativ problemlosen, weil gut vorbereiteten Angliederung der P?dagogischen Hochschule Augsburg als Erziehungswissenschaftlicher Fachbereich am 1. August und der kurz darauf am 1. Oktober folgenden Errichtung dreier Philosophischer Fachbereiche einen vorl?ufigen Abschluss.[22] Dabei konnte die P?dagogische Hochschule Augsburg als zentrale Ausbildungsst?tte für Volksschullehrer in Schwaben über verschiedene Vorg?ngerinstitutionen auf eine l?ngere Tradition zurückblicken:[23] Einer Verordnung zur Neuregelung der Ausbildung der Volksschullehrer in Bayern aus den Jahr 1823 folgend, wurde 1824 in Dillingen an der Donau im Geb?ude des ehemaligen Bartholom?erstifts ein Schullehrerseminar eingerichtet, in dem alle m?nnlichen katholischen Volksschullehrer zentral für ganz Bayerisch-Schwaben ausgebildet wurden (die Ausbildung der Lehrerinnen erfolgte in verschiedenen kl?sterlichen Einrichtungen). Aus Platzgründen wurde das Schullehrerseminar 1841 nach Lauingen in das Geb?ude des 1802 aufgehobenen Augustinerklosters verlegt. Seit der Zusammenlegung mit der Pr?parandenanstalt in Lauingen, deren erfolgreicher Abschluss die Bedingung für die Zulassung zum Schullehrerseminar war, zu einer fünf (seit 1912 sechs) Klassen umfassenden Vollanstalt führte dieses die Bezeichung "Lehrerbildungsanstalt". 1935 wurde die Ausbildung der Volksschullehrer an den Lehrerbildungsanstalten abgebrochen und erstmals an die Hochschulen verlagert. Bis 1945 war die Lehrerbildungsanstalt Lauingen eine sechsklassige "Deutsche Oberschule im Aufbau", die sich an die siebte, sp?ter an die sechste Volksschulklasse anschloss. Nach einer kurzzeitigen Rückkehr zur seminaristischen Lehrerbildung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bereits ab 1952 die sechste Klasse der Lehrerbildungsanstalt Lauingen als P?dagogischer Lehrgang bzw. dann ab 1954 die Einrichtung als solche als "Institut für Lehrerbildung" gesondert geführt. Am 1. September 1956 erfolgte die Verlegung von Lauingen nach Augsburg. Das Institut für Lehrerbildung beendete seine T?tigkeit am 31. Juli 1958; an seine Stelle trat die P?dagogische Hochschule Augsburg der Universit?t München, für die in Augsburg-Lechhausen an der Schillstra?e neue Geb?ude errichtet wurden. Diese wiederum wurde 1972 als Erziehungswissenschaftlicher Fachbereich der 1970 gegründeten Universit?t Augsburg eingegliedert. Die drei an der Universit?t Augsburg neu errichteten Philosophischen Fachbereiche sowie der Erziehungswissenschaftliche Fachbereich standen im Zusammenhang mit den Planungen für eine reformierte Lehrerausbildung, zu deren Elementen der Aufbau des Studiums nach Schulstufen, die Berufsbezogenheit mit der dadurch bedingten Betonung fachdidaktischer Studien sowie studienbegleitende Praktika geh?rten.[24] Der erste Philosophische Fachbereich umfasste die Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften, der zweite die Philologien, der dritte vornehmlich die Kulturwissenschaften (Geographie, Geschichte, musische F?cher). Neben den noch fehlenden Empfehlungen des 1971 unter der Leitung des bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus erstmals tagenden Strukturbeirats für den Aufbau der Fachbereiche sorgten auch eine Reihe von rechtlichen und hochschulpolitischen Problemen für einen schwierigen Start. Die Aufnahme des Lehrbetriebs, der zun?chst im Geb?ude der ehemaligen P?dagogischen Hochschule in der Schillstra?e sowie in Nebenr?umen der Kongresshalle, im vorl?ufigen Universit?tsgeb?ude in der Eichleitnerstra?e sowie im sog. Gl?ggler-Hochhaus am Alten Postweg stattfand, erfolgte am 15. Oktober 1973. Nachdem bereits zum 1. Januar 1974 der bisherige Philosophische Fachbereich III in den Philosophischen Fachbereich I integriert worden war, erfolgte auf Grund landesgesetzlicher Vorgaben zum 1. Oktober 1977 die Aufl?sung des Erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs. Die dort bestehenden Lehrstühle und Fachvertretungen wurden in die nunmehr so benannten Philosophischen Fakult?ten I und II, in die Katholisch-Theologische Fakult?t sowie in das Sportzentrum integriert. Im Zuge dieser Reorganisation erfolgte auch eine Umgliederung der Lehrstühle für Geschichte und Geographie vom Philosophischen Fachbereich I in die Philosophische Fakult?t II. Parallel zur Errichtung der Fakult?ten verlief der Auf- und Ausbau der zentralen Betriebseinheiten: Besonders unter Zeitdruck stand der Aufbau der Universit?tsbibliothek seit April 1970. Im Gegensatz zu anderen Neugründungen stand hier nicht der eigentlich erforderliche zeitliche Vorsprung zur Verfügung. Auf die Bibliothek folgten im April 1971 das Sportzentrum, im Januar 1973 das Rechenzentrum sowie das Hochschuldidaktische Zentrum, im Februar 1973 das Sprachenzentrum und schlie?lich im Juli 1973 das Zentrum für Studien- und Konfliktberatung. Den ?bergang von der unmittelbaren Gründungsphase zur beginnenden Konsolidierung markiert unter anderem die Wahl des Pr?sidenten nach Ablauf der Amtszeit des Gründungspr?sidenten Perridon 1973. Mit denkbar knapper Mehrheit konnte sich der Jurist Prof. Dr. Franz Kn?pfle gegen den Amtsinhaber durchsetzen. Manche sahen mit dem Gründungspr?sidenten und Hauptrepr?sentanten der Reformideen auch einen betr?chtlichen Teil eben dieser Reformideen von Bord gehen.[25] Perridon ist dabei sicherlich auch als Opfer der turbulenten Anfangsjahre zu betrachten, dessen Position und Ansehen in den K?mpfen innerhalb der Universit?t und mit dem Ministerium zerrieben wurde. Mit der vom Strukturbeirat am 23. Oktober 1974 vorgelegten Empfehlung war auch das Konzept für den baulichen Rahmenplan verbunden. Noch am gleichen Tag konnte auf dem zukünftigen Campus im Süden der Stadt der Grundstein für die Neubauten gelegt werden, auf die angesichts der vielen baulichen Provisorien dringend gewartet wurde, da insbesondere kaum Forschungsr?ume zur Verfügung standen. Der erste Bauabschnitt, der zukünftig die beiden Philosophischen Fachbereiche sowie den Katholisch-Theologischen Fachbereich beherbergen sollte, konnte am 27. Oktober 1977 bezogen werden. 1980 feierte die Universit?t mit einem Festakt im Stadttheater, wo auch die Gründungsfeier 1970 stattgefunden hatte, den Abschluss der ersten Dekade ihres Bestehens. Das gr??te Geburtstagsgeschenk war neben der Verleihung eines eigenen Universit?tswappens[26]? zweifellos die Bibliothek des Fürstenhauses Oettingen-Wallerstein, die der Freistaat Bayern für die junge Universit?tsbibliothek in Augsburg erwarb. Diese konnte damit den gr??ten geschlossenen Zugang einer deutschen Bibliothek seit der S?kularisation Anfang des 19. Jahrhunderts verbuchen. Das zehnj?hrige Jubil?um bot der Universit?t jedoch auch Anlass, kritisch eine erste Rückschau zu halten. Zwar befand sie sich in einem kr?ftigen Aufschwung, was die st?ndig steigenden Studentenzahlen anbelangt. Doch war den Verantwortlichen auch bewusst, dass nicht alle der ursprünglich vorgesehenen Reformziele verwirklicht werden konnten. Die ehrgeizigen Projekte wie etwa das Kleingruppenkonzept verlangten nach einer gut ausgestatteten Infrastruktur vor allem im Bereich des Lehrpersonals. Eine Verknappung der dem terti?ren Bildungssektor zur Verfügung stehenden Mittel, nicht zuletzt aber auch die Konkurrenz durch weitere Universit?tsneugründungen in Bayern lie?en die B?ume für die Universit?t Augsburg jedoch nicht in den Himmel wachsen. Inmitten ihres Aufbaus hatte die junge Universit?t noch keine Reserven, die ihr Umschichtungen erm?glicht h?tten, um trotz sinkender staatlicher Mittel selbstgew?hlte Schwerpunkte setzen zu k?nnen. So scheiterte manche wünschenswerte Reformidee schnell an den knappen Ressourcen. Hinzu kam, dass aus der einst angedachten innovativen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Hochschule durch die Integration weiterer Fachbereiche doch weitgehend eine "normale" Universit?t geworden war, was nicht wenige Mitglieder des Lehrk?rpers begrü?ten. Im Gegensatz zur Abwahl des Gründungspr?sidenten Perridon im Jahre 1973 war nun auch der 1979 erfolgte Amtswechsel zum neu gew?hlten Pr?sidenten, dem Juristen Prof. Dr. Karl Matthias Meessen, bereits ein Stück Normalit?t. ?
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Neubauten und ein neuer Schwerpunkt in den Naturwissenschaften: Die Universit?t Augsburg in den 80er Jahren ?
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Die 80er Jahre brachten das endgültige Aus für die Hoffnungen auf eine 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏izinische Akademie in Augsburg und – nach dem stürmischen Ausbau der Hochschulen in den 70er Jahren – den Beginn einer lang anhaltenden Krise der ?ffentlichen Haushalte. Sie brachten aber in der Amtszeit des 1983 gew?hlten und nach seiner Wiederwahl bis 1991 amtierenden Pr?sidenten Prof. Dr. Josef Becker, seit 1973 Ordinarius für Neuere und Neueste Geschichte, auch den Auf- und Ausbau eines neuen naturwissenschaftlichen Schwerpunkts an der Universit?t Augsburg, der sich in der Folgezeit zu einem Vorzeigeobjekt entwickeln sollte, in das der Freistaat Bayern massiv investierte.[27] Ohne dieses Element k?nne die Universit?t Augsburg – so die Ansicht der damaligen Hochschulleitung – die strukturpolitischen Aufgaben, die mit zu ihrer Gründung führten, nicht erfüllen.[28] Demgegenüber war der Ausbau der geisteswissenschaftlichen Disziplinen als weitgehend abgeschlossen zu betrachten, wenngleich in verschiedenen Fachgruppen nach wie vor ein dringender Bedarf an der Errichtung neuer oder der Erweiterung bestehender Lehrstühle gesehen wurde (z. B. R?mische Provinzialarch?ologie, Italianistik, Wirtschafts- und Sozialgeschichte) und einige F?cher (z. B. Kunstgeschichte, Klassische Arch?ologie, Volkskunde) von den Studierenden regelrecht überrannt wurden. Der Unterricht an der Philosophischen Fakult?t I litt stark unter der r?umlichen Distanz zwischen den in Lechhausen, also im Nordosten Augsburgs gelegenen Lehr- und Sportst?tten und dem Campus im Süden der Stadt. W?hrend das neue Sportzentrum auf dem Campusgel?nde immerhin am 1. November 1993 in Betrieb genommen werden konnte, waren die in den 80er Jahren einsetzenden ?berlegungen, in dem zur Renovierung anstehenden ehemaligen Kurhaustheater im Augsburger Stadtteil G?ggingen die bislang im ehemaligen Geb?ude der P?dagogischen Hochschule an der Schillstra?e untergebrachten F?cher Kunsterziehung und Musikerziehung in Form eines Zentrums für Kunst und Musik in der N?he des Campus zusammenzuführen, letztlich zum Scheitern verurteilt.[29] Die Mittel für die Hochschulen in Bayern flossen nun schwerpunktm??ig in die technischen und naturwissenschaftlichen F?cher. Die Universit?t Augsburg konnte mit der Errichtung des Faches Physik am Ende der 80er Jahre von dieser neuen Schwerpunktsetzung profitieren. Unterdessen überschritt sie mit über 10000 Studierenden im Jahr 1988 ihr Ausbauziel von 8000 Studenten deutlich, nachdem bereits 1981 5000 Immatrikulierte gez?hlt worden waren. Die dafür notwendige Infrastruktur für Lehre, Forschung und Verwaltung verharrte demgegenüber nach wie vor weitgehend auf dem Stand der Gründungsjahre und entsprach insbesondere nicht den Vorgaben des Strukturbeirats. Sowohl im wissenschaftlichen wie im nichtwissenschaftlichen Bereich erreichten die tats?chlichen Stellenzahlen nur etwa die H?lfte der nach den Empfehlungen notwendigen Gr??enordnungen. Insbesondere an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakult?t zeichnete sich eine katastrophale Raum- und Personalknappheit ab – mit negativen Folgen für das Augsburger Reformkonzept, das unter dem Druck der Verh?ltnisse immer st?rker litt. Innovative Lehrkonzepte, die mit den ursprünglichen 190 Studierenden, die sich auf 14 Kleingruppen verteilten, noch m?glich waren, mussten vor einer Masse von mehreren tausend Studenten einfach kapitulieren. Die Studentenproteste zu Jahresbeginn 1989 richteten sich aber auch gegen eine andere Verw?sserung des Gründungskonzepts, die blo? additive Integration von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Stattdessen forderten sie die Rückkehr zu einer verst?rkten Integration im Sinne eines interdisziplin?ren Studiums. Insgesamt geriet die Universit?t Augsburg in Gefahr, im Kampf mit den bayerischen Universit?tsneugründungen in Bamberg, Bayreuth und Passau um Finanzmittel des Staates vorschnell zu den alten Universit?ten gez?hlt zu werden und damit beim weiteren Ausbau zurückstehen zu müssen. Die Hochschulleitung wurde demgegenüber nicht müde, immer wieder die in Augsburg auch nach zehn Jahren noch bestehenden Ausbaudefizite anzumahnen, nachdem offensichtlich geworden war, dass sich die Hoffnungen der Politik, die ?berlast der Hochschulen werde sich von selbst abbauen, nicht erfüllen würden. Im Winter 1989 führte die bestehende ?berlastung der Universit?t mit den entsprechenden Folgen für Lehrende und Studierende zu einem Veranstaltungsboykott der Studenten. In seinem Jahresbericht warnte der Pr?sident Prof. Dr. Josef Becker davor, dass die Hochschulen in eine Krisensituation ?hnlich wie in den sp?ten 60er Jahren geraten k?nnten.[30] Nachdem der damalige Pr?sident Kn?pfle bereits 1976 die Errichtung eines Naturwissenschaftlichen Fachbereichs als n?chstes gro?es Ausbauziel und wichtigen Schritt hin zu einer Volluniversit?t in den Blick genommen hatte, die 1978 auch Eingang in den Entwicklungsplan der Universit?t fand, wurde am Ende der 70er Jahre der Aufbau eines naturwissenschaftlichen Studienangebots, zun?chst beschr?nkt auf Mathematik und Physik sowie die bereits vorhandene Geographie, konkret geplant. Eine entsprechende Empfehlung des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 1979 wurde dabei rasch umgesetzt und bereits am 1. Oktober 1981 die Naturwissenschaftliche Fakult?t errichtet. Die mit einiger Verz?gerung erst zum 1. Januar 1984 erfolgte Ausgliederung der Geographie in die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakult?t bedeutete für die Philosophische Fakult?t II die Wandlung zur kulturwissenschaftlichen Fakult?t philologisch-historisch-?sthetischer Pr?gung. Obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt angedacht, erfolgte die folgerichtige Umbenennung in "Philologisch-Historische Fakult?t" erst knapp 20 Jahre sp?ter. Mit der Zustimmung des Wissenschaftsrates zum Aufbau des Fachs Angewandte Physik war es nach rund fünfj?hrigen intensiven Bemühungen gelungen, die Voraussetzungen für ein Kernfach der Naturwissenschaften zu schaffen. Mit dieser neuen Schwerpunktsetzung verbanden die Befürworter die Vorstellung, über den Status einer wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlichen "Rumpfuniversit?t" hinauszukommen und endlich über ein starkes Standbein in den angewandten Naturwissenschaften zu verfügen, die man als unerl?ssliche Erg?nzung des F?cherspektrums ansah. Voraussetzung fü